ADFC NRW fordert verlässlichen Winterdienst auf Geh- und Radwegen
Düsseldorf, 05.12..2023
Nr. 30/2023
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in Nordrhein-Westfalen fordert nach Schnee und Glatteis am Wochenanfang mehr Verlässlichkeit für den Winterdienst auf Geh- und Radwegen. Obwohl die Verantwortlichen einen effizienten Winterdienst auf Radwegen organisieren müssten, sei dies in vielen NRW-Kommunen und beim Landesbetrieb Straßenbau noch nicht selbstverständlich.
Axel Fell, Landesvorsitzender des ADFC NRW, kritisiert: „Auf dem Weg zur Arbeit erlebe ich immer wieder, dass die Straßen komplett geräumt sind. Aber alle, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit unterwegs sind, werden mit nicht geräumten und teilweise spiegelglatten Radwegen abgespeist. Dabei sind gerade sie es, die unnötige Autofahrten vermeiden. Anfang der Woche war auf meiner Strecke kein Zentimeter geräumt.“
Kommunen und Land NRW in der Pflicht
Die Baulastträger, also die Kommunen oder das Land, sind gesetzlich verpflichtet, verkehrswichtige Radwegeverbindungen zu räumen. Wie beim Autoverkehr muss dies zuverlässig vor Beginn des Schul- und Berufsverkehrs geschehen. Das ist auch der Anspruch des Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes NRW (FaNaG), das am 1.1.2024 seit zwei Jahren in Kraft ist. Dort heißt es: “Zukünftig sollen alle Verkehrsmittel eine gleich bedeutsame Rolle einnehmen.“
In der Praxis erleben Radfahrende jedoch, dass Schnee und Laub sogar von der Fahrbahn auf Rad- und Gehwege geschoben werden. Einige Städte haben inzwischen erkannt, dass der Radverkehr auch bei schlechtem Wetter ein großes Potenzial hat. Die Westfälische Wilhelms-Universität hat dazu 2020 eine Studie veröffentlicht. Sie untersuchte in 30 deutschen Städten, wie sich das Wetter auf das Radfahren auswirkt. Im Fokus stand der Pendelverkehr zur Arbeit, Schule und Universität.
Rebecca Heinz, Landesvorsitzende des ADFC NRW, sagte: „Dass bei schlechter Infrastruktur der Radverkehr bei schlechtem Wetter um bis zu 30 Prozent zurückgeht, zeigt das große Potenzial, das wir auch auf den Winterdienst übertragen können. In Städten mit guter
Radverkehrsinfrastruktur sinkt der Radverkehr dagegen auch bei schlechtem Wetter um weniger als fünf Prozent“.
Schlechte Noten für Winterdienst in den NRW-Städten
Beim letzten Fahrradklima-Test im Jahr 2022 erhielt der Winterdienst auf Radwegen in Nordrhein-Westfalen überwiegend schlechte Noten: In den 30 NRW-Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen bewerteten die Radfahrenden den Winterdienst im Schnitt mit der Schulnote mangelhaft (4,6). In zwei von drei NRW-Großstädten vergaben die Radfahrenden für den Winterdienst mangelhaft als Note. Eine absolute Ausnahme bildet die Stadt Münster, die als einzige Großstadt in NRW einen befriedigenden Winterdienst bietet (2,8). In den kleineren Kommunen, insbesondere bei denen mit weniger als 20.000 Einwohner:innen, wird der Winterdienst durchschnittlich mit ausreichend bewertet.
Axel Fell hat eine Vermutung, woran die bessere Bewertung liegen könnte: “In vielen kleinen Kommunen gibt es nur wenige oder gar keine separaten Radwege. Deshalb fahre ich dort auch im Winter meist auf einer geräumten Fahrbahn”.
Kritik an Straßen.NRW
Straßen.NRW hatte kürzlich mitgeteilt, dass Radwege oft noch nachrangig geräumt würden und kein Anspruch auf geräumte und glatte Fahrbahnen bestehe. Der Landesbetrieb berief sich dabei auf das Bundesfernstraßengesetz, das die Träger der Straßenbaulast verpflichtet, bei Schnee und Eisglätte „nach besten Kräften“ zu räumen oder zu streuen.
Die Begründung von Straßen.NRW, dass der Winterdienst auf Geh- und Radwegen wegen der kleineren Räumfahrzeuge mit deutlich geringerer Nutzlast mehr Zeit in Anspruch nehme, lässt Axel Fell nicht gelten. „Viele Kinder und Berufspendlerinnen und -pendler sind auf
geräumte und eisfreie Radwege entlang der Landstraßen auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit angewiesen. Damit sie sicher ans Ziel kommen, muss das Land NRW auch dort räumen. Es ist ein erster Schritt, dass Straßen.NRW jetzt verstärkt externe Dienstleister für die Räumung von Radwegen einsetzt, um seiner Verpflichtung nachzukommen.”
Warum ist ein guter Winterdienst auf Radwegen wichtig?
Der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Viele Radfahrerinnen und Radfahrer wollen auch im Winter Rad fahren oder haben nicht die Möglichkeit, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Deshalb ist ein guter Winterdienst auf Radwegen notwendig. Die Qualität und Verlässlichkeit des Winterdienstes ist ein sehr einfaches und gutes Instrument für Kommunen und Land, den Radverkehr nachhaltig zu fördern. Nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehmen ist das Unfallrisiko mit dem Fahrrad bei Schnee und Glätte etwa 20-mal höher als bei unkritischen Witterungsverhältnissen.
Hinweis: Wenn Sie zu diesem Thema einen Gesprächspartner wünschen, kann ich Ihnen gerne unseren Landesvorsitzenden Axel Fell vermitteln.
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Ludger Vortmann
Referent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Pressesprecher
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Über den ADFC NRW
Der ADFC NRW e.V. ist mit mehr als 58.000 Mitgliedern der größte Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. In 37 Kreisverbänden und rund 100 Ortsgruppen sind wir vor Ort aktiv. Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik ein, fahren gemeinsam Touren und beraten in allen Fragen rund ums Fahrrad. Als Landesverband werben wir in Politik, Ministerien und Verbänden für eine Verkehrspolitik, die die Potenziale des Fahrrades ausschöpft. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung einer umfassenden Radverkehrsinfrastruktur im Mittelpunkt: ein einheitliches Radverkehrssystem für Alltags-, Freizeit- und Urlaubsradfahrer*innen mit hohen Qualitätsstandards und guten Serviceeinrichtungen.